La grande ambition des femmes est d'inspirer de l'amour.
Moliere
THE SPIRIT AND THE MATTER

In Martina Jägers Werkzyklus „The Spirit and the Matter“ passiert viel. Die Bilder sind schwarz und laut, sanft und mit leichten Farben gestaltet, die sich übereinander schieben, linienartige Verläufe bilden oder minutiös ineinander verwoben sind. Es entstehen blumenartige Gebilde, säulenartige Kompositionen oder Spuren, die sich wie die Aufzeichnungen eines Seismographen lesen lassen.


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Sind hier Landschaften, Teile menschlicher Organe oder Formen aus der Natur abgebildet? „New World“ zeigt in der Mitte zwei schemenhafte blaue Kreisformen, weich wie Kissen, die seidenartig in die Leinwand hinein verlaufen. Aus den Ecken dringen neue Ornamente in das Bild hinein, die eine Atmosphäre der Leichtigkeit und Beschwingtheit vermitteln. Ähnliches geschieht auch im Gemälde „Behind the Scenes“, in dessen Mittelpunkt ein in lila Farbe eingebettetes Element liegt, das an eine Eizelle oder einen Kokon erinnert. „A beautiful Mind“ strahlt vor Farbenspielen und sich überlappenden Farbschichten, hier gibt es nur wenige feste Elemente. Jägers Bilder entstehen im Liegen, sie lässt die Acrylfarben waagerecht über das Bild laufen und nimmt anschließend ab und zu Eingriffe mit dem Pinsel oder einer Farbrolle vor.
Aus allen Bildern von Martina Jäger strahlt eine innere Kraft heraus. Sie entstehen im „Flow“ und transportieren diesen auch an den Betrachter weiter. Es geht immer um Schönheit und Harmonie, auch um Tanz, eine besondere Inspirationsquelle der Künstlerin. Dabei gestaltet auch der Zufall die Bilder mit.
Im über drei Metern großen Bild „Tree of Life“ zerfließt die Acylfarbe in feinste und allerfeinste Strukturen, die an ein Korallenriff erinnern, auch an Venen und Adern, die das Blut bis in die entlegensten Stellen des Körpers pulsieren lassen. Tree of Life – ein Baum des Lebens, woher kommt er, wohin geht er? Er wächst, oder besser, er fließt in waagerechter Richtung, nicht in die Höhe, er hat keinen Anfang und kein Ende. Der Schaffensprozess der Künstlerin ist im Fluss, wie das Leben. Am Anfang steht der Geist, the Spirit, die Materie, the Matter, folgt ihm. Auch das Bild folgt als materielle Inkarnation einer Idee. Bilder sind für Martina Jäger materielle Ausdrücke ihrer Einstellung zum Leben. Dabei entsteht durchweg etwas Positives, das nicht zuletzt an den Betrachter weitergeben werden soll. Jäger möchte andere Menschen inspirieren, daher trifft das oben stehende Zitat von Moliere vielleicht in besonderem Maße auf sie zu. Oder um es mit ihren eigenen Worten zu sagen: „Vielleicht sollen Bilder auch Hoffnung geben.“

Text: Tobias Killguss